Unser Trinkwasser ist ein wertvoller Schatz - Über die perfekte Bodenseewasserversorgung

Veröffentlicht am 07.03.2015 in AG 60plus

Unser Trinkwasser ist ein wertvoller Schatz - SPD-Senioren informierten sich über die perfekte Bodenseewasserversorgung / Helmut Sauter

Wasser ist Leben, ohne Wasser kein Leben – Trinkwasser ist unser wichtigstes Lebensmittel. Wie froh können wir sein, in unseren Breiten über sauberes Trinkwasser in bester Güte und in voll ausreichenden Mengen verfügen zu können. Das wurde wieder einmal deutlich bei einer Vortragsveranstaltung der Heilbronner SPD-Arbeitsgemeinschaft 60 plus, die sich im Böckinger Treff über die Sicherheit der Wasserversorgung im Stadt- und Landkreis Heilbronn informieren lassen wollten. Alexander Frey, Abteilungsleiter beim Zweckverband Bodensee-Wasserversorgung, konnte den SPD-Senioren durchaus zufriedenstellenden Bescheid geben.

Wasserfernleitungen gibt es schon lange

In klimatisch günstigen Gebieten mit relativ geringen Niederschlägen ist vielfach die Bevölkerungsdichte überdurchschnittlich hoch, die Nutzungsmöglichkeiten für Trinkwasser aber oft unzureichend. Das war, wie Frey eingangs darlegte, schon so in frühen historischen Zeiten und ist auch noch so in vielen Teilen der Welt, wo aufwendige Wasserfernleitungen vonnöten waren und sind. In und um Heilbronn gibt es zwar eine recht große Anzahl von Quellen und Gewässern, doch komfortabler ist natürlich der Anschluss an die Bodenseewasserleitung, wenngleich heute noch in vielen Stadtbezirken Heilbronns eine Mischung von Eigen- und Bodenseewasser stattfindet.

Die Landeshauptstadt Stuttgart sah sich schon zu Beginn des 20.Jahrhunderts nicht ausreichend mit Trinkwasser versorgt und fand Abhilfe mit der 1912 erfolgen Gründung einer Landeswasserversorgung, der ersten Fernwasserversorgung Deutschlands, so Frey. Das Wasser kam aus dem Donauried und der Donau bei Langenau. Im II. Weltkrieg wurden Teile des Stuttgarter Trinkwassernetzes zerstört, und es mussten Tankwagen eingesetzt werden. Aus der staatlichen Landeswasserversorgung wurde 1965 ein kommunaler Zweckverband mit weiteren Eigentümern aus Städten und Gemeinden im nordöstlichen Landesteil.

Zweckverband BWV seit 1958 in Betrieb

Der Zweckverband Bodenseewasserversorgung (BWV) wurde 1954 gegründet. 1956 Baubeginn auf der größten Baustelle Europas mit 3000 Arbeitskräften, in Rekordzeit Inbetriebnahme am 16. Oktober 1958: Gesamtkosten 215 Millionen  DM, 291 km Rohrleitungslänge. Damals reichte die Versorgungsleitung bis Ludwigsburg, mit einer zweiten Leitung wurde 1971 Heilbronn und Bad Friedrichshall erreicht und 1981 auch die Fernwasserversorgung Rheintal, Sinsheim, eingegliedert.  Lieferte die 1. Hauptleitung bis zu 3300 Liter pro Sekunde, so transportiert die 2. Hauptleitung zusätzlich bis zu 3000 Liter Wasser pro Sekunde

Heute betreibt die Bodenseewasserversorgung ein Leitungsnetz von über 1700 km Länge mit großkalibrigen Stahl- und Gussleitungen von 1,30 und 1,60 m Durchmesser. Mit Trinkwasser versorgt werden über vier Millionen Menschen in Baden-Württemberg in 320 Städten und Gemeinden. Mitglieder der BWV sind 147 Städte und Gemeinden sowie 34 andere Wasserversorgungs-Zweckverbände, so auch die Landeswasserversorgung oder die Schozachwasserversorgungsgruppe, die Jagstgruppe und die Wasserversorgung Nordwürttemberg, die bis Bad Mergentheim reicht. 29 Hochbehälter dienen als Zwischenlager; über die Hochbehälter Kirchhausen und Schweinsberg werden pro Jahr 6,5 Millionen Kubikmeter Wasser verteilt.

Rohwasser aus 60 m Tiefer von bester Qualität

Ausgangspunkt ist bekanntlich der Bodensee – bzw. Überlinger See – bei Sipplingen, wo das Wasser in 60 m Tiefe entnommen wird, in einer Wasserschichtung, die weitgehend von Einflüssen des Oberflächenwassers geschützt ist und eine konstante Temperatur von etwa 5 Grad hat. Sechs Pumpen mit Kapazitäten von 2000 und 3000 Liter pro Sekunde fördern das Wasser – durchschnittlich 4100 Liter pro Sekunde – rund um die Uhr vom Seepumpwerk Süßenmühle auf den 312 m höher gelegenen Sipplinger Berg zur Aufbereitung. Eigentlich ist das reine Bodenseewasser schon so sauber, dass es in chemisch-physikalischer Hinsicht den strengen Anforderungen der deutschen Trinkwasserverordnung durchaus entspricht. Das Wasser wird durch Mikrosiebe geleitet, die alle Partikelchen über 1,5 hundertstel Millimeter zurückhalten, also organische Bestandteile wie Algen, Kleinstlebewesen. Beim Fließen des Wassers über 27 Sandschnellfilter werden restliche Schweb- und Trübstoffe abgefangen. Mit dem Desinfektionsmittel Ozon wird das Wasser keimfrei, dann geringfügig gechlort, um das Trinkwasser gegen Verkeimung zu schützen.

Wasserentnahme schadet dem Bodensee nicht

Neben laufender Kontrolle des in einem ausgewiesenen und permanent elektronisch überwachten Wasserschutzgebiet entnommenen Rohwassers wird auch das ausgelieferte Trinkwasser laufenden physikalisch-chemischen und mikrobiologischen Analysen unterworfen, bevor es durchgängig im Gefälle – im Bereich der Alb durch einen 24 km langen Stollen mit 2,25 m Durchmesser – bis zu den Endabnehmern transportiert wird: Insgesamt 130 Millionen Kubikmeter bestes Trinkwasser im Jahr. Für eine reibungslose Versorgung sorgen gut 300 Mitarbeiter der BWV.

Der BWV-Experte Frey bekräftigte die Vorteile des Wasserreservoirs Bodensee. Er wird gespeist durch Alpenzuflüsse, vornehmlich des Rheins, praktisch ohne anthropogene Belastungen. Der Nitratgehalt des Bodenseewassers ist niedriger als ein Zehntel des Grenzwertes, der Kalzium- und Magnesium-Gehalt vergleichsweise gering, überdies mit einem Härtegrad von ca. 9 Grad kalkarm, also schonend für Wasch- und Spülmaschine. Was die Versorgungssicherheit betrifft, so wies Frey darauf hin, dass jährlich fast zwölf Milliarden Kubikmeter in den Bodensee fließen, er eine Wassermenge von 50 Milliarden Kubikmeter beinhaltet. Bei einem Durchfluss von 350 Kubikmeter pro Sekunde werden dem See lediglich 4,2 Kubikmeter entnommen, weniger als die Verdunstung ausmacht.

Der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch an Trinkwasser beträgt rund 120 Liter pro Tag, davon entfallen zum Trinken und Kochen gerade 5 Liter. Der Wasserpfennig ist zuletzt von 5,1 auf 8,1 Cent je Kubikmeter Wasser erhöht worden.