Langzeitarbeitslose haben keine Lobby! Bildungschancen - auch für benachteiligte Jugendliche!

Veröffentlicht am 06.02.2015 in Ortsverein

Bericht & Bild: Ulli Gerle

Am Dienstag, 2. Februar, hatte die SPD / Obersulm zum SPD - Stammtisch PLUS nach Sülzbach  ins Bistro No. 16 eingeladen. Als Gast konnte Reiner Knödler von der Aufbaugilde Heilbronn gewonnen werden, die seit über 30 Jahren sozial benachteiligten Menschen hilft.

 

 

Themen des Abends waren „Arbeit statt Hartz  IV“ sowie „Bildung für benachteiligte Jugendliche“.

Gaby Litz, die stellvertretende Vorsitzende des SPD - Ortsvereins Obersulm konnte dreizehn Teilnehmer begrüßen,  die einen überaus informativen, anregenden Abend erlebten und auch manches Neue erfuhren.Zunächst stellte Reiner Knödler die Aufbaugilde Heilbronn vor. Die Aufbaugilde unterhält mehrere Tochterfirmen:

OptiMumm Personalservice, HR7-Catering, Wohnungslosenhilfe, Gebäudereinigung, Schreinerei, CAP-Markt Abstatt, Bildungspark Heilbronn-Franken.

Die Aufbaugilde Heilbronn verfügt somit über eine  fundierte, langjährige Erfahrung, wie sie in diesem Bereich nahezu einzigartig sein dürfte. Dies spürte man auch an der souveränen Art von Reiner Knödler, der mit  Erfahrung,  Engagement und Wissen überzeugte. Jeder merkte, dass hier jemand sprach, der ein Anliegen hat, das er Anderen näher bringen möchte. Reiner Knödler beschrieb die Situation der Langzeitarbeitslosen.Obwohl die Arbeitslosenzahlen insgesamt zurückgegangen seien, sei die Zahl der Langzeitarbeitslosen  bzw. Hartz IV - Empfänger praktisch gleichgeblieben.

Harald Kunzi wandte ein, dass es für Langzeitarbeitslose doch Förderprogramme gebe.Diese Programme, so Reiner Knödler, gebe es zwar, "Aktivierungszentren" seien geplant, doch real sei für diesen Personenkreis  die Förderung sukzessive heruntergefahren worden. Eine berufliche Förderung sei gar nicht vorgesehen. Die Jobcenter seien förmlich ausgehungert worden, während die Agentur für Arbeit viel besser ausgestattet sei.

Hartz IV - Empfänger würden oftmals nicht nur Opfern von Vorurteilen - „die sind ja selber schuld“, sie würden sich auch zunehmend von der Gesellschaft abgekoppelt fühlen.Die „offenen Grenzen“ in Europa bewirkten ein Übriges. Nachdem es OptiMumm Personalservice zum Beispiel  gelungen war, im Verpackungsbereich 50  Stellen mit Langzeitarbeitslosen zu besetzen, seien diese Arbeitsplätze mittlerweile komplett weg gefallen. Heute erledigten diese Tätigkeiten Arbeitskräfte aus Osteuropa im 3 - Schicht - Betrieb.Langfristig raube die Perspektivlosigkeit Langzeitarbeitslosen jegliche Initiative. Manche greifen zum Alkohol. Kinder, die in diesem Umfeld aufwachsen würden oft weitere Opfer. Doch trotz dieser Perspektivlosigkeit gebe es immer wieder beeindruckende Beispiele, wie es auch Langzeitarbeitslose  schaffen, ihre Situation grundlegend zu ändern.

Aus diesem Umfeld stammen vielfach Jugendliche, die in Schule oder Ausbildung  Schwierigkeiten haben.  Reiner Knödler unterschied hier zwischen „lernschwachen Förderschülern“ und „sozial benachteiligten Schülern“. Beide Gruppen dürften nicht ausgegrenzt werden und müssten gemäß ihrer Möglichkeiten gefördert werden. Qualifizierung sei die beste Voraussetzung Arbeit zu finden und in Arbeit zu bleiben. Im Übrigen sei dies für die Gesellschaft wesentlich billiger als eine Unterstützung durch Arbeitslosengeld bzw. Hartz IV.

Die Susanne-Finkbeiner-Schule, so Reiner Knödler, wende sich vor allem an ehemalige Förderschüler, ohne schulischen Ab - und beruflichen Anschluss. Das Ziel: Fit machen für den Job, eng an der Praxis orientiert.

Eine besondere Herausforderung für die Schulen sei die Heterogenität der Schüler:

  • unterschiedliches soziales und familiäres Umfeld
  • unterschiedlicher kultureller Hintergrund
  • unterschiedliche Motivation
  • Verhaltensstörungen etc.

An diesem Abend saßen auch Experten dieser Themen am Tisch. Eine Lehrerin / Bereich Berufsschule schilderte ihre Schulsituation. Sie sehe sich Tag für Tag mit den gleichen Problemen konfrontiert, die von der enormen Heterogenität der Schüler herrühre. Eine einzelne Lehrkraft könne diesem Umstand niemals gerecht werden. In Finnland zum Beispiel wird dieser Heterogenität mit Schulpsychologen, Schulsozialarbeiter, sog. Kuratoren, und Lehrkräften mit Spezialausbildung entsprochen. Davon könne man in Deutschland nur träumen und sich fragen, warum dies hier nicht auch möglich sein solle? Bildung koste nun mal Geld. Dem sollte sich ein sozialdemokratischer Finanzminister, wie Nils Schmid nicht verschließen, zumal Bildung für alle doch schon immer ein sozialdemokratisches Anliegen gewesen sei.

Dem wurde beigepflichtet. Bildung, aber auch die Förderung von Arbeitslosen, sowie derer berufliche Qualifizierung seien im Wesentlichen vom „politischen Wollen“ abhängig.

Zum Abschluss des Abends schlug Gaby Litz, die stellvertretende Vorsitzende des SPD - Ortsvereins Obersulm vor diese wichtigen Themen in einem größeren Rahmen nochmals zu behandeln. Monika Steg, Harald Kunzi, Sieghart Brenner, sowie Ulli Gerle stimmten dem zu. Reiner Knödler sagte sein Teilnahme zu.